Hintergrundwissen: Digitalisierung im Sport

Sucht man im Internet nach diesem Thema, so finden sich vor allem Marketingkonzepte mit Inhalten wie Präsentation von Events im Internet, Kundenbindung und Merchandising. In der Praxis lokal und regional aktiver Sportvereine bedeutet Digitalisierung aber vor allem zeitnahe Onlinemeldung von Spielergebnissen und vereinsinterne Kommunikation über Whatsapp oder andere Messenger. Dann ist noch eine Internetseite zu betreuen, eventuell noch ein wenig Social Media dazu. Natürlich ist das alles sinnvoll, aber aus meiner Sicht als Berater von Sportvereinen wird hier viel Potential verschenkt!

Für viele Jugendliche findet Fußball heute an der Playstation statt. Die Sporthochschule in Köln senkt regelmäßig die Anforderungen für Studieneinsteiger, weil sogar die leistungsfähigen Jugendlichen nicht mehr die Leistungen schaffen, die zur Jahrtausendwende Usus waren. Die Digitalisierung der Gesellschaft führt über Bewegungsmangel zu Koordinationsproblemen, Übergewicht und mangelnder Fitness. Gleichzeitig nimmt – allgemein- die Bereitschaft ab, sich den Zwängen einer Gruppe auszuliefern und verlässlich an Training und Punktspielen teilzunehmen.

Gleichzeitig „explodiert“ die Computertechnik, statt lokaler Strukturen agiert „E-Sport“ kontinental (sofern der Ping es zulässt), erfindet sich in kürzester Zeit neu und integriert neue Technologien mit der Selbstverständlichkeit einer Schnecke im Salatbeet. In Zeiten von Corona tritt die Leistungsspitze der virtuellen Rennfahrer gegen echte Formel 1 Piloten an, Streams von Onlinewettkämpfen erreichen hundertausende von Zuschauern. Während Rennradfahrer frühzeitig auf virtuellen Strecken gemeinsam mit Anderen von zu Hause aus trainieren konnten, drängt sich mit VR-Brillen der virtuelle Sport schon in Rückschlagsportarten wie Tischtennis hinein. Dabei ist die Welt des E-Sports mit Sportsimulationen noch lange nicht abgedeckt – von Strategiespielen über kooperative Aufbauspiele bis zu – teilweise gewaltverherrlichenden- Ego-Shootern offenbart sich ein breites Spektrum herausfordernder „Spiele“. Komplexität wie im Schach oder Reaktionsgeschwindigkeiten wie in Rückschlagsportarten stehen im Leistungsbereich an. Da die physische Belastung weniger im Vordergrund steht, bietet sich für Sportvereine die Möglichkeit, hier Ausgleichsportarten zu entwickeln.

Die konservative Sportwelt agiert – zum eigenen Schaden – ablehnend: nur die virtuellen Sportarten seien anschlussfähig an Vereine und Verbände des organisierten Sports (Positionspapier des DOSB), würden nicht direkt Sportarten simuliert, so handele es sich um E-Gaming. Gefahren und Suchtpotentiale werden hervorgehoben. Hier werden Abgründe vertieft, wo Brücken erforderlich sind!

Meine These als Beobachter: unabhängig von träge agierenden Verbänden bietet sich hier ein Mitgliederpotential für Sportvereine. Bedürfnisse und Nachfragen müssten kommuniziert werden, um Gemeinsamkeiten zu finden und Situationen zu schaffen, von denen Sportler und E-Sportler gemeinsam profitieren. Ausgleichsport, Körpererfahrung und Fitnessangebote kann praktisch jeder Sportverein aus dem Hut zaubern. Gemeinsames Erleben im „Real-Life“, Standorte für LAN-Wettbewerbe unter Nutzung von Vereinsinfrastruktur – Sportvereine haben viel zu bieten, es ist allein eine Frage der Kommunikation.

Doch abseits dieser Trendbewertung: für Sportvereine bedeutet bei der Neuanlage von Sportanlagen Digitalisierung flächendeckendes W-Lan, Installation von Übertragungskameras für Live-Fußballübertragungen auf lokaler Ebene (wenn die Zuschauer nicht mehr auf die Anlage kommen, dann kommt der Sport eben ins Wohnzimmer) und sicherlich im Vereinsheim auch Zugang zu „sozialen“ Medien und Streaminganbietern wie Youtube und Vimeo.

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